Wenn der Postillion singt .....

Wetterauer Zeitung (pp) vom 12.01.2008

Bad Nauheim (pp). Sie waren Freunde Schuberts und als Volkskomponisten ähnlich produktiv wie er: Jeweils 300 Lieder schrieben Franz Lachner und Johann Vesque von Püttlingen, ihr Kollege Benedict Randhartinger sogar an die 800 ! Alle 3 Komponisten wurden zu wichtigen Repräsentanten des österreichischen Musiklebens im 19. Jahrhundert. Indem sie dem Stilideal ihres Vorbilds Schubert folgten, sorgten sie dafür, dass das Werk des früh Verstorbenen überdauerte. Ähnliches gilt für eine etwas jüngere Gruppe romantischer Musiker aus dem sächsischen Raum. Hier wirkten Persönlichkeiten wie Carl Gottlieb Reißiger, Julius Becker und Ferdinand Gleich als Publizisten, Dirigenten und Komponisten im Sinne Schumanns und Mendelssohns.

Mag das Schaffen dieser Musiker längst vergessen sein, so finden sich doch einige erstrangige Werke darunter wie Randhartingers "Schlummerlied" oder "Des Bootmannes Sang" von Gleich. Beide Lieder werden, zusammen mit weiteren neu zu entdeckenden Perlen der Romantik, am 24. Februar in einem Benefizkonzert der Bad Nauheimer Bürgerstiftung im Spiegelsaal des Dolce-Hotels vorgestellt. Das Besondere an dieser Matinee: Sämtliche Lieder erweitern die übliche Besetzung Gesang plus Klavier durch ein Horn, das Urinstrument deutscher Romantik. Das Programm insgesamt ist das Ergebnis jahrelanger Archivarbeit; bei den meisten Liedern dürfte es sich um die ersten Aufführungen überhaupt seit ihrer Entstehungszeit handeln. Ebenso hochkarätig wie die dargebotenen Werke sind die Ausführenden: Farida und Markus Schäfer (Gesang), Ulrich Hübner (Horn) und Markus Hadulla (Klavier).

Bevor sich allerdings die Zuhörer dem musikalischen Genuss hingeben können, werden sie ab 10.30 Uhr mit einem Sektempfang darauf eingestimmt. Die Veranstaltung im Spiegelsaal wird anschließend moderiert von Marcus Imbsweiler.

Das Sänger-Ehepaar Farida und Markus Schäfer bietet am 24. Februar gemeinsam mit dem Hornisten Ulrich Hübner und dem Pianisten Markus Hadulla ein reizvolles, weil außergewöhnliches romantisches Liederprogramm. Markus Schäfer selbst sieht in dem Instrument Horn eine beständige Quelle der Romantik. Schuberts berühmter Liederzyklus "Die Schöne Müllerin" ist beispielsweise überschrieben mit dem Titel "Lieder eines fahrenden Waldhornisten".  Schäfer dazu: "Da ist er schon, der freie, einsame Wanderer fern der Heimat mit dem entscheidenden Instrument: dem Horn, seinem klingenden Begleiter auf seinen Reisen."

Das Posthorn wurde zum Symbol für Sehnsucht, Fernweh und Wanderromantik, weiß Markus Schäfer. Aber auch das Jagdhorn inspirierte die Künstler, galt doch hier die Vorstellung  vom romantischen Jäger im Sinne von Freiheit, Abenteuer und Kühnheit. "Von meinem Freund, dem Hornisten Ulrich Hübner auf Konzertreisen inspiriert, wurde ich selbst "Opfer" diese ansteckenden "Virus". Denn ich war sofort gefangen von der Vorstellung, als Sänger auch Teil dieser Romantik sein zu können. Ulrich Hübner als eine Art "fahrender Waldhornist" in seiner Eigenschaft als Profimusiker in vielen Orchestern, mit Reisen auf der ganzen Welt, kam zu mir, dem Sänger, und präsentierte mir zwar nicht seine eigenen Dichtungen, aber seine enorme Sammlung von auf all seinen Reisen und aus verschiedensten Quellen zusammengetragenen Liedern mit Horn", so die persönliche Erinnerung des Tenors.

Alle diese Romanzen, Balladen, Jagdlieder, Schlummerlieder, Posthorn- und Wanderlieder erhalten durch das Horn das entscheidende Kolorit, die richtige Würze und den Fahrschein ins Wunderland der Romantik. Dem Hörer bietet sich deshalb am 24. Februar ab 11 Uhr die Gelegenheit, sich von den vier sympatischen Ausnahmekünstlern romantisch inspirieren zu lassen. Moderiert wird die Matinee von Marcus Imbsweiler, der seit Abschluss seines Germanistik- und Musikwissenschaftsstudiums als freier Publizist in Heidelberg lebt und arbeitet. Für Musikfestivals, Rundfunkanstalten (SWR, WDR) und führende deutsche Orchester wie die Münchner Philharmoniker und die Bamberger Symphoniker verfasst er Werkeinführungen, Features und CD-Booklettexte. Regelmäßig hält er Einführungsvorträge und moderiert Konzerte. Im Jahr 2007 ist er außerdem mit zwei Romanen an die Öffentlichkeit getreten.

Karten für das Benefizkonzert am 24. Februar ab 11 Uhr im Spiegelsaal des Dolce-Hotels sind in den Geschäftsstellen der WZ in Bad Nauheim und Friedberg und in der Buchhandlung am Park in Bad Nauheim für 25 Euro zu bekommen.
Der Erlös geht an begabte bedürftige Schülerinnen und Schüler der Musikschule Bad Nauheim.
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