Bürger sollen sich für ihre Stadt engagieren


Bad Nauheim (hau). Kurz vor ihrer Gründung steht die Burgerstiftung »Ein Herz für Bad Nauheim«. Davon geht mit gutem Grund die zehnköpfige Arbeitsgruppe aus, die sich seit dem Frühsommer intensiv mit der Fertigstellung einer im Oktober letzten Jahres vorgestellten Satzung befasste, um sie dem Regierungspräsidium jetzt zur Genehmigung vorlegen zu können. Allein das Stiftungskapital von 100.000 Euro gelte es noch zu komplettieren, hieß es am Freitag während einer Pressekonferenz in der Brasserie »Überflieger«. Rund ein Drittel der Summe stehe fest. Sobald 90000 Euro Stiftungsgelder zusammengekommen sind, gibt die Stadt die restlichen 10000 Euro dazu. Dann könnte die Bürgerstiftung ihre Arbeit aufnehmen. Laut Satzung dient sie der Unterstützung und Initiierung von Maßnahmen unter anderem in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesundheit, Soziales und Umwelt in Bad Nauheim.

TrinkkuranlageEinen Stein im Mosaik hatte Bürgermeister Bernd Rohde in den »Überflieger« mitgebracht: den auf 250 Euro festgeschriebenen »Mindestbeitrag« leistete er als Privatmann und Bürger seiner Stadt. Jetzt werden Menschen gesucht die seinem ten Beispiel folgen. Jeder Einzelne ist aufgerufen, sich nicht nur ideell, sondern auch finanziell für Bad Nauheim engagieren. Auch vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden finanziellen Ausstattung der Kommunen freut sich Rohde über den Stiftungsgedanken und dankt den Protagonisten Hannelore Campino, Konrad Dörner, Detlef Drechsler, Armin Häfner, Günter Hummel, Sigwart Langsdorf, Klaus Ritt, Klaus Ruppert, Wolfgang Schmidt und Frank Steidl.

Doch insbesondere die veränderten lokalen Rahmenbedingungen sollten den Bürgersinn wecken, wünschte sich Rohde. Er erinnerte an die deutschlandweit einmaligen Ressourcen Bad Nauheims, aber auch an historische Eigentümlichkeiten. Vergleichbar mit einer »Goldgräberstadt« habe Bad Nauheim keine organische Entwicklung durchschritten und seiner Bevölkerung kaum eine Chance zur allmählichen Identifizierung gegeben. Mit der absehbaren Übernahme der Staatsbadeigentümer durch die Stadt müsste ein umdenken einhergehen, appellierte Rohde an Eigenverantwortung und Einsatzfreude der Bürger Bad Nauheims.

Recht auf Mitbestimmung
Tatsächlich bietet die Bürgerstiftung jedem Mitstreiter das recht auf Mitbestimmung. Jeder Stifter kann s ein Kapital steuerbegünstigt für eine von ihm festgelegte Maßnahme einbringen, sofern sie dem Wohl der Allgemeinheit dient. Nicht zweckgebundene Gelder verwaltet die Stiftung im Sinn ihrer Satzung. Für bestmögliche Transparenz und Kontrolle sorgen die nach der Gründung zu wählende ehrenamtlichen Stiftungsgremien. Der aus den Gründungsstiftern zusammengesetzte Stifterrat bestimmt einen Aussichtsrat, der dann einen Vorstand zu wählen hat. Entsprechende Kandidaten seien bereits gefunden, ließ die Arbeitsgruppe Bürgerstiftung wissen, ohne Namen zu nennen. Wie AG-Sprecher Klaus Ruppert erläuterte, kann von Gesetzes wegen der Zweck der Stiftung auf Ewigkeit nicht verändert werden.
Unantastbar ist Rupperts Erklärungen zu folge auch das Grundkapital von 100 000 Euro, sodass allein mit den Zinserträgen des Vermögens gearbeitet werden kann � es sei denn, es fänden sich weitere Zustifter und Spender, die nicht nur den Zinsertrag, sondern auch direkt das »flüssige« Kapital vermehren können. Mit entsprechenden Aktionen will man zu gegebener Zeit an die Öffentlichkeit gehen. Nicht zuletzt mit Blick auf die guten Erfahrungen in anderen Städten ist man auch hier optimistisch, eine Lawine loszutreten, wenn der gute Gedanke sich erst einmal rumgesprochen habe.

Erhalt und Ausbau kultureller Orte
Als erste Arbeitsziele nach Stiftungsgründung schlägt die Arbeitsgruppe den Erhalt, Aus- und Aufbau kultureller Orte wie ehemaliges Kurtheater, Trinkkuranlage und Museum sowie die Unterstützung privater gemeinnütziger Einrichtungen vor. Ganz bewusst halte man die Stiftung aber offen für alle Belange. In Ergänzung zu bereits bestehenden Vereinen und Organisationen verstehe man sich als weiteres Standbein in der privaten Finanzierung gemeinnütziger Zwecke. Abgesehen vom (noch) virtuellen Beitrag der Stadt und den 5 000 bis 10 000 Euro Kapital von Mitgliedern der Arbeitsgruppe, hat der Bad Nauheimer Unternehmer Bernd Felgner das Anwerben von 10 000 Euro zugesagt und bereits 14 Spender geworben. Weitere zwölf Stifter und Unternehmen haben laut AG Zusagen erteilt, unter anderem die Volksbank Gießen/Friedberg. Auf beträchtliche geldwerte Leitungen kann die Arbeitsgruppe schon jetzt zurückgreifen: Die Sparkasse Wetterau verwaltet und betreut auf Dauer das Stiftungsvermögen und führt kostenfrei deren Konten. Einen Büroraum und Bürokapazität für zwei Jahre hat die Kanzlei Ruppert, Schlemm und Steidl zur Verfügung gestellt, die steuerliche Betreuung und Buchführung übernimmt das Steuerbüro Bühlmeyer und Brück für die nächsten drei Jahre.
Unterdessen druckt die Druckerei Schulz für die Stiftung, der »Überflieger« Stellt seine Räume zur Verfügung, und die Firma Know-iT, Krissel Schmidt GbR stiftete der Stiftung eine Internetseite unter www.stiftung-bad-nauheim.de. Hier können alle näheren Infos eingesehen und auch gleich eine Stiftungserklärung runtergeladen werden. Telefonisch ist die Arbeitsgruppe Bürgerstiftung unter 06032/934522, per Fax über 06032/935432 oder via E-Mail unter info@stiftung-bad-nau-heim.de zu erreichen.

Bildunterschrift  (Foto Hausmanns)
Zeigen Herz: Mitglieder der AG Bürgerstiftung mit Bürgermeister Rohde.
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