Auf der Suche nach einem Museumsstandort
Bad Nauheim (bd). Bad Nauheim hat viel zu bieten - und das in jeder Hinsicht. Das traditionsreiche Heilbad an den Westausläufern des Taunus blickt nicht nur auf eine lange und reiche Historie zurück, die bei den Kelten und Römern begann, sie verfügt darüber hinaus über die größte geschlossene Jugendstilanlage Europas und andere Attraktionen. Auf Schritt und Tritt sind die Bewohner der Stadt und ihre Gäste mit der Geschichte im ehemaligen Weltbad der Kaiserinnen und Könige verbunden. Badeanlagen, historische Gebäude, prachtvolle Bürgerhäuser und die zahlreichen Kirchen geben Zeugnis der städtischen Geschichte, die sich auch in zahlreichen Privatsammlungen dokumentiert. Doch es fehlt ein städtisches Museum, in dem die Zeugnisse, Archivalien, Funde und Ausstellungsstücke der Geschichte der Stadt an einem Ort gebündelt gezeigt werden können. Auf die Suche nach einem potentiellen Standort für ein neues Museum begab sich jetzt eine Projektgruppe der Bürgerstiftung "Ein Herz für Bad Nauheim" zusammen mit weiteren Stiftern, Stiftungsrats- und Vorstandsmitgliedern.

Drei Ziele hatte die kurze Wanderung, die unter Leitung von Kurdirektor Rainer Brill stattfand und an der unter anderem Bürgerstiftungspräsident Armin Häfner, das geschäftsführende Vorstandsmitglied Klaus Ruppert und die Stifter Gerhard Bennemann, Jürgen Fleißner und Gustav Jung teilnahmen. Brill brachte seine Gäste zunächst zu den Badehäusern 5 und 7. Die Schönheit und die Harmonie der Räume sprächen dafür, hier ein Museum einzurichten, jedoch sei zu bezweifeln, ob die Jugendstilgebäude im Sprudelhof die richtigen Orte seien. Denn noch werde beispielsweise das Badehaus 5 täglich von vielen Gästen frequentiert, die hier Heilung, nicht aber eine Ansammlung historischer Zeugnisse suchten. Brill: "Es wird schwer fallen, gleichzeitig einen ungestörten Bade- und Vortragsbetrieb zu gewährleisten und die Museumsbesucher ihrer Rundgänge machen zu lassen". Auch der finanzielle Aspekt müsse beachtet werden, wolle man etwa das weitgehend leer stehende Badehaus 7 fachgerecht umbauen. Im Übrigen stehe die ornamentreiche Jugendstilfassade in einem jähen Kontrast zu den recht nüchtern und kühl gestalteten Innenräumen. Brill zufolge hat man in den Siebzigerjahren die unnachahmliche Jugenstilgestaltung der einzelnen Baderäume entfernt und das Interieur durch eine nüchterne, rein auf Zweckmäßigkeit und leichte Reinigung abgestimmte Gestaltung ersetzt. Auch stelle sich die Frage, ob sich die architektonische Anordnung der isoliert nebeneinander liegenden Badestuben im Badehaus 7 als museale Ausstellungsräume eigneten und wie die Denkmalpflege den notwendig werdenden Umbau der Innenräume betrachte.
Viel zu renovieren und umzubauen dürfte es auch bei der zweiten besuchten Standortvariante geben. Das alte Salinengebäude am Goldstein jenseits der Main-Weser-Bahn überraschte mit seiner riesigen Kubatur. In dem drei-geschossigen, lang gestreckten Gebäude, in dem zuletzt die Firma Vergölst ihre alten Karkassen zu Tausenden lagerte, ist immenser Platz vorhanden. Ein Platz, der mit Sicherheit ausreichen würde, die Bad Nauheimer Exponate unterzubringen.
Der Standort jenseits der Bahn wäre für Kurdirektor Brill "gar nicht einmal so schlecht". Denn man verfüge dort über ausreichend Parkplätze, die ohne größere Probleme erreicht und wieder verlassen werden könnten. Auch die Nähe zur B3a und zu den Stadtteilen spreche für sich: "Der Standort liegt an einer ganz zentralen Stelle." Vor allen Dingen läge er ruhig und abgeschieden, so dass man dort wegen des Besucherbetriebes mit keinerlei logistischen Problemen zu rechnene brauche. Eine gastronomische Nutzung wurde als "sehr gewünscht und vorteilhaft" gepriesen. Ohne Probleme könnten auf dem Freigelände des Gebäudes auch Freiluftveranstaltungen angeboten werden.
Über die Frage der Finanzierung des Umbaus des mächtigen steinernen Gebäudes, in dessen Inneren auf Holzplanken des städtischen Bauhofs Parkbänke und andere Bestuhlungen lagern, wurde an Ort und Stelle nicht gesprochen. Dazu sei es noch zu früh, äußerten Mitglieder der Bürgerstiftung: "Wir sind erst in der Erkundungsphase." Was man wisse, sei die Tatsache, dass weder die Stadt noch das Land angesichts der finanziellen Ebbe alleine diese Aufgabe schultern könnten. Möglicherweise könne die Gründung eines solchen Museums nur über eine Art "Private Public Partnership" geschehen.
Vorerst gehe es darum, in der Öffentlichkeit eine Sensibilität dafür zu wecken, dass Bad Nauheim auf Grund seiner Bedeutung und seines reichen Potentials ein eigenes Museum benötige. Mit einem Dank an Kurdirektor Brill, der auch zum alten Salinengebäude am Goldstein eine ganze Menge von historischen Fakten zu berichten wusste, ging der informative Rundgang zu Ende.