Neuer Glanz für die älteste Kirche der Stadt

Wetterauer Zeitung (hau) vom 30.04.2008

Bad Nauheim (hau). An der ältesten noch erhaltenen Kirche Bad Nauheims nagt der Zahn der Zeit. In Kürze soll zum 275. Geburtstag der Reinhardskirche in Ergänzung zu der aufwändigen Sanierung von Turm, Dach und Fenstern auch die Fassadenrenovierung in Angriff genommen werden. Ein Hauptaugenmerk liegt auf dem Eingangsportal der russisch-orthodoxen Kirche und dem darüber angebrachten Sandsteinwappen. Die Bürgerstiftung "Ein Herz für Bad Nauheim" spendete jetzt 500 Euro zur Erhaltung des Wappens, dessen Sanierung insgesamt voraussichtlich 6763 Euro kosten wird.

Die Gesamtkosten zur Kirchensanierung werden auf 550 000 Euro veranschlagt, nicht mitgerechnet die Sanierung der kostbaren Ikonastase, die weitere 130 000 Euro verschlingen wird. Die Arbeiten werden finanziert durch Zuwendungen der Stadt und des Landesamtes für Denkmalpflege, durch Mitgliedsbeiträge des Fördervereins Russische Kirche/Reinhardskirche und Eintrittsgelder für Führungen und Konzerte.

Bei einer Besichtigung der Kirche in der Fußgängerzone (Reinhardstraße) blickten Brigitta Gebauer und Ute Flechtner vom Förderverein mit Armin Häfner und Bernd Müller von der Bürgerstiftung auf die wechselvolle Geschichte des Sakralbaus zurück. Eingeweiht wurde die Reinhardskirche am 3. Oktober 1733 als evangelisch-lutherische Kirche. Von 1818 bis 1825 diente sie den Evangelisch-Unierten, stand dann lange leer und wurde von 1868 bis 1905 von der katholischen Kirchengemeinde der Stadt angemietet und genutzt. Seit 1905 ist die russisch-orthodoxe Bruderschaft des heiligen Fürsten Wladimir Mieter, und seit 1955 finden in dem wichtigen Zentrum der russischen Orthodoxie in Deutschland regelmäßig Gottesdienste statt. Die Kirche gilt als wertvolles Zeugnis ökumenischer Tradition und jahrhundertelanger Zugehörigkeit Nauheims zur Herrschaft Hanau.

Das von Wind und Wetter stark angenagte Sansteinwappen erinnert an den Bauherrn und Namensgeber Graf Johann Reinhard III. von Hanau und zeigt das gräflich-hanauische Wappen nach Vereinigung der Grafschaften Hanau-Münzenberg und Hanau-Lichtenberg (1642 - 1736). In der oberen Hälfte sind die Wappen der drei Grafschaften Hanau, Rieneck und Zweibrücken dargestellt, darunter die drei Herrschaften Münzenberg, Lichtenberg und Ochsenstein sowie im Mittelschild die Herrschaft Bitsch.
 
Voraussichtlich im Mai soll mit der Sanierung von Portal und Wappen durch Experten begonnen werden, damit zum 275. Geburtstag auch der Eingang zu dem eindrucksvollen Inneren der Kirche in neuem Glanz erstrahlt. 

Bildunterschrift (Foto Frau Hausmanns)
Freude bei Brigitta Gebauer und Ute Flechtner vom Förderverein: Die Bürgerstiftung, vertreten durch Armin Häfner (l.) und Bernd Müller (r.) spendet 500 Euro zum Erhalt des Sandsteinwappens über dem Portal der Reinhardskirche
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