Sie stiften für die Jugend


Bad Nauheim. Bereits mit der Initiierung dreier neuer Vereine, der Einführung des Stifterpreises für hervorragendes Bürgerengagement und der erfolgreichen Durchführung einer Benefizveranstaltung hat die Bürgerstiftung "Ein Herz für Bad Nauheim" seit ihrer Gründung im Januar 2004 der Stadt wichtige Impulse gegeben. Nun kommt ein weiteres und durchaus ungewöhnliches Projekt hinzu: ein am "Start Stipendienprogramm" der gemeinnützigen Hertie Stiftung orientiertes, aber doch auf die speziellen Erfordernisse der Stadt zugeschnittenes "Bad Nauheimer Schülerstipendium".

Jeweils ein Jahr lang sollen zwei bedürftige oder anderen Nationalitäten angehörende Schüler weiterführender Bad Nauheimer Schulen finanziell, sachlich und ideell gefördert werden und dadurch auch eine Bindung an ihre Heimatstadt entwickeln. Die ersten Bewerbungen sind bei der Stiftung schon eingegangen.

So geht es!

Sigwart Langsdorf, Vizepräsident, und Klaus Ruppert, Geschäftsführer der Bürgerstiftung, stellten gemeinsam mit Sponsoren das Projekt gestern der Öffentlichkeit vor. Ziel sei auch, die Stipendiaten "an Politik, Kultur, Leben und Arbeiten in Bad Nauheim heranzuführen, soweit sie dazu in der Lage und bereit" seien. "Das ist für uns gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Integration der Jugendlichen in die Gesellschaft", betonte Ruppert. 2400 Euro in bar (pro Stipendiat bis zu 100 Euro im Monat) wird das Projekt jährlich kosten.

Für das erste Jahr hat die Bürgerstiftung, die ihr inzwischen auf 104 000 Euro angewachsenes Kapital nicht angreifen darf, als Geldgeber die Stadtwerke Bad Nauheim und das Autohaus Georg von Opel gewonnen.

Ulrich Becker, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH, erklärte, kulturelles und soziales Engagement sei aus Sicht des Unternehmens sinnvoller für eine Positionierung im liberalisierten Strommarkt als "der Kauf von Kugelschreibern oder Luftballons". Diese Haltung werde bislang gestärkt durch die geringe Wechselfreudigkeit der Stromkunden. Ähnlich äußerte sich Thomas Hermann, stellvertretender Geschäftsleiter des Autohauses Georg von Opel. Weitere Sponsoren werden je nach Bedarf Sachleistungen (PC-Kurs, Tageszeitung, Bus- oder Schwimmbadkarten, Buchgutscheine) beisteuern.

Die Schritte zur Auswahl der Stipendiaten sind genau festgelegt. Empfohlen werden diese von den Leitungen ihrer Schulen. Neben der Herkunft aus Bad Nauheim, einem Alter zwischen 14 und 18, der Bedürftigkeit oder dem Migrationshintergrund gehören sehr gutes Lernverhalten, ansprechende schulische Leistungen und besonderes Engagement in der Schule zu den Auswahlkriterien.

Sollten pro Jahr mehr als zwei Schüler den Anforderungen genügen, wird die "Arbeitsgruppe Schülerstipendium" der Bürgerstiftung vor der Entscheidung mit den Anwärtern Gespräche führen. Der Arbeitsgruppe gehören neben Klaus Ruppert und Stiftungspräsident Armin Häfner an Mark Eckerle, Isolde Ruppert und Gertrud Walenda.

Den ausgewählten Stipendiaten wird jeweils ein Pate zur Seite gestellt. Hierfür haben sich Charlotte Lenz-Niollet und Stadtrat Wolfgang Iser gemeldet. Gemeinsam mit den Jugendlichen und ihren Lehrern werden sie für das Stipendiatenjahr individuelle Programme festlegen, die sich an Alter und Interessen der Stipendiaten orientieren.

Integriert werden sollen Besuche von Stiftungs- und Stadtparlamentssitzungen sowie "typischen Bad Nauheimer Einrichtungen", Praktika in badestädtischen Firmen, Führungen durch die Stadt und "Schnuppermöglichkeiten" in öffentlichen Einrichtungen. Im Gegenzug sollen die Stipendiaten der Stiftung über die Verwendung des Geldes sowie über die Durchführung des für sie festgelegten Programms berichten.

Noch stehen Gespräche des Stiftungsvorstands mit zwei Bad Nauheimer Schulen aus. Vermutlich im März dürften dann aus allen drei beteiligten Schulen Ernst-Ludwig, Lioba und Stadtschule am Solgraben Bewerbungen vorliegen. Die Waldorfschule hat abgesagt, weil ihre Schüler dem Anforderungsprofil nicht entsprechen. Spätestens zum neuen Schuljahr könnten dann die beiden ersten Stipendien vergeben werden.

 

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