Stiftungen - Beratung tut Not


Mit 852 Neugründungen im vergangenen Jahr hat der Stiftungsboom einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dennoch weiß die Bevölkerung kaum etwas über diese Einrichtungen.

Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung konnte nur jeder zweite Befragte überhaupt eine Stiftung nennen. Von der Arbeit der knapp 13.000 selbstständigen Stiftungen in Deutschland hatten noch weniger Menschen eine Vorstellung. 21 Prozent der Befragten waren der Meinung, der Zweck von Stiftungen sei es, Spenden zu sammeln.

Damit hat sich das Image von Stiftungen gewandelt. Wurden Stifter früher als Geldgeber wahrgenommen, erscheinen sie heute eher als Spendeneintreiber. "Das liegt daran, dass vor allem die Stiftungen sehr stark an die Öffentlichkeit gehen, die auf Fundraising angewiesen sind", sagt der Projektleiter der Studie, Karsten Timmer von der Bertelsmann-Stiftung.

Knapp ein Drittel aller Stiftungen wird mit einem Erstvermögen von 50.000 bis 100.000 Euro gegründet. Da dieses Stiftungskapital nicht angerührt werden darf und für den Stiftungszweck lediglich die Zinsen eingesetzt werden dürfen, sind die Erträge in vielen Fällen verschwindend gering. "25 Prozent aller Stiftungen haben weniger als 10.000 Euro im Jahr zu vergeben und sind daher auf Zustiftungen angewiesen", erläutert Timmer.

Diese Entwicklung hängt mit einem weiteren Trend zusammen: Deutschlands Stifter werden jünger. Längst leisten sich nicht mehr nur gut situierte Bürger jenseits der 60 zu einem runden Geburtstag eine Stiftung oder vermachen ihren Nachlass. Acht Prozent der Befragten waren zum Zeitpunkt ihrer Stiftungsgründung jünger als 40 Jahre und voll berufstätig.

"Stiftungswillige sollten eher überlegen, eine unselbstständige Stiftung unter dem Dach einer bereits bestehenden Stiftung zu gründen", rät Timmer. Bei weniger als 500.000 Euro Gründungskapital sei eine selbstständige Stiftung nicht sinnvoll. Unselbstständige Stiftungen würden bislang zu wenig empfohlen, weil diese Möglichkeit noch nicht bekannt genug sei. Die Beratung in Stiftungsfragen steckt nach Ansicht von Timmer noch in den Kinderschuhen. 

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